Videoinstallation: Corina Gertz und Gudrun Teich
Stipendiatinnen des Düsseldorfer Künstleraustauschs mit Chongqing, 2014
In einer reisefreudigen Globalgesellschaft, die unzählige Informationen im Netz zur Verfügung stellt, scheint es nur noch wenige Überraschungen geben zu können. Doch Kultur, auch Alltagskultur ist ja keine Frage der Information oder des Verstehens sondern eine Frage des Erlebens und des Spürens.
Ist man vor Ort in China, speziell in einer Stadt wie Chongqing, die weit weniger einem westlich-globalen Lifestyle folgt, wie beispielsweise Shanghai oder Bejing, dann lösen sich alle zuvor zurecht gelegten Vorstellungen auf und weichen einer angenehm verstörenden Ratlosigkeit.
China ist für einige westliche Besucher eine Herausforderung, weil sie zahlreichen Erfahrungen und Eindrücken ausgesetzt sind, die sich eben nur bedingt in den eigenen Erfahrungskontext eingliedern lassen. Sie bleiben fremd, flüchtig und liegen wie ein visueller oder geistiger Duft über dem Geschehen.
Corina Gertz und Gudrun Teich gelingt es in verblüffender Weise, genau diese Grundstimmung aufzunehmen und nach Düsseldorf zu exportieren, sodass sie hier für jeden Besucher spürbar wird. Ich bin mir sicher, dass die Reaktionen des Publikums genauso disparat ausfallen werden, wie die Erfahrungen vor Ort.
Was für ein Kitsch, oh wie lustig, das gibt es doch gar nicht, is nicht wahr, usw. und am Ende bleibt doch das Wesentliche im Hinterkopf.
So gelingt es ihnen, von den alltäglichen Erscheinungen zum Wesen Chinas vorzudringen, ohne irgendetwas erklären zu wollen. Eine künstlerisch-respektvolle Annäherung an die Kultur, die sich jenseits des Urteils bewegt, voll geistreichem Humor.
Chapeau, NiuBi, würde der junge Chinese sagen.
Prof. Justus Theinert, Eröffnungsrede 17.9.2015