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„Quiet Encounters“ – mit Fotografien von Corina Gertz und Kris Scholz

  • Writer: Corina Gertz
    Corina Gertz
  • Aug 25
  • 3 min read
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Datum der Vernissage: Donnerstag, den 4. September 2025 um 18.30 Uhr

Ort: Altes Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6, 40667 Meerbusch


Das alte Küsterhaus präsentiert die von Isabelle von Rundstedt kuratierte Ausstellung „Quiet Encounters“ der beiden Düsseldorfer Künstler*innen Corina Gertz und Kris Scholz. Vom 5. September bis 9. Oktober 2025 zeigt die Doppel-Ausstellung abgewandte Porträts der Künstlerin Corina Gertz sowie beeindruckende großformatige Fotografien von Blumen von Kris Scholz.

Kris Scholz widmet sich in dieser Ausstellung der faszinierenden Welt der Blumen. Seine großformatigen Werke, die mit technischer Präzision und künstlerischem Gespür entstehen. sind teilweise laut, schrill und zugleich von atemberaubender Schönheit. In seinen Blumenstillleben gelingt es ihm, eine Welt zu erschaffen, in der Natur und Kunst künstlich verschmelzen – zu etwas Neuem, das uns einerseits vertraut erscheint, andererseits völlig ironisch und entfremdet wirkt. Mit fotografischer Akribie modelliert Scholz Blüten und Vasen in einem kontrollierten Licht, das jedes Detail betont und dabei eine fast skulpturale Qualität erzeugt.

Die Vasen, oft skurril, manchmal geradezu geschmacksresistent, werden unter seiner Linse zu Protagonisten mit Charakter. Sie scheinen mit den Blumen zu kommunizieren und verschmelzen in einem artifiziellen Dialog. Was in seiner natürlichen Umgebung ein letztes verführerisches Aufbäumen gegen den unweigerlichen Tod ist, gewinnt in Scholz’ Bildsprache Dauer. Der Augenblick zwischen Aufblühen und Verwelken, zwischen Schönheit und Verfall, wird zur inszenierten Ewigkeit erklärt.

Doch Scholz geht es nicht um ein illusionistisches Abbild der Realität – das Ideal niederländischer Stilllebenmalerei etwa. Vielmehr treibt er die Realität ins Extreme. Die Hyperrealität seiner Aufnahmen führt zu einer Überwältigung der Sinne und weckt ungewohnte Assoziationen. Sind seine Darstellungen wirklich nur florale Stillleben? Oder verbergen sich darin symbolhafte Reflexionen über menschliche Charaktere?

Diese Möglichkeit liegt nahe, denn Scholz ist ein Kenner kunsthistorischer Bildsprache – und weiß diese ironisch zu brechen. Der Bruch zieht sich durch sein gesamtes Werk. In der Gegenüberstellung von Natur und vom Menschen Geschaffenem – den Blüten und den Vasen – verliert Letzteres regelmäßig. Die Reflexionen, Konzepte und Designs des Menschen treten gegen die unvergleichliche Anmut der Natur an – und unterliegen.

Besonders deutlich wird Scholz’ Handschrift in seinen Rosenbildern. Vor grell monochromen Hintergründen leuchten die Blüten in Gelb, Rosa oder Rot – ein ästhetisches Duell, in dem keine Seite zurückweicht. Die künstliche Farbigkeit steigert sich bis zur Schmerzgrenze, ein subtiles Spiel zwischen Fläche und Form, zwischen Oberfläche und Tiefe. Die Bilder wirken aufgeladen, fast überdreht – und genau darin liegt ihre Kraft.

Scholz scheut nicht vor Kitsch zurück – er provoziert ihn ganz bewusst. Seine Bilder zitieren altmodische italienische Glückwunschkarten, überhöhen deren Motive und treiben sie ins Groteske. Es ist ein augenzwinkerndes Spiel mit schlechten Geschmäckern, ein kalkulierter Exzess, der dennoch tief unter die Oberfläche zielt.

Kris Scholz’ Werk ist eine Einladung zur Auseinandersetzung – mit Schönheit, mit Vergänglichkeit, mit der Frage nach Wahrnehmung und Bedeutung. Wo beginnt Kitsch? Wann wird Ironie zur Ernsthaftigkeit? Seine Bilder geben keine direkten Antworten. Doch sie stellen die richtigen Fragen – und zwar auf überaus verführerische Weise. „Meine Fotografien sind weniger Abbildungen als vielmehr Einladungen, das Vertraute neu zu sehen“, erklärt der emeritierter Professor für künstlerische Fotografie.


In ihrem Langzeitprojekt Das abgewandte Porträt richtet die Fotografin Corina Gertz den Blick auf Frauen in traditioneller Kleidung – und wendet ihn zugleich ab. Die Porträtierten erscheinen stets von hinten, vor einem monochromen schwarzen Hintergrund. Durch diese bewusste Inszenierung rückt die Kleidung als Trägerin von Geschichte, Identität und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt. Hautfarbe, Gesicht und Körperproportionen treten zurück – sichtbar wird ein kulturelles Gedächtnis, das sich in Stoffen, Mustern und Handwerk niederschlägt.

Viele der gezeigten Kleidungsstücke sind Erbstücke, die reich an Geschichte, Tradition und familiären Bedeutungen sind. Sie verkörpern über Generationen hinweg weitergegebenes Wissen und spiegeln soziale, ästhetische wie politische Narrative wider. Ohne die Individualität der Trägerinnen preiszugeben, gelingt es Corina Gertz, ein sensibles Porträt kollektiver Identität zu zeichnen – zwischen persönlicher Zugehörigkeit und gesellschaftlichem Kontext.

Durch eine systematische Katalogisierung schafft sie ein visuelles Archiv, das weit mehr ist als eine dokumentarische Sammlung: Ihre künstlerische Bildsprache verstärkt die Wirkung der Gewänder als Ausdruck kultureller Vielfalt und erinnert an ihre emotionale wie politische Dimension. Die Haltung der Porträtierten – aufrecht, präsent, stolz – unterstreicht die Bedeutung und Würde der dargestellten Kleidung.

Das abgewandte Porträt ist eine stille Hommage an kulturelle Wurzeln und textile Erinnerung – zugleich eine Einladung zum Hinsehen, Nachdenken und Wiederentdecken.

Parallel ist die Einzelausstellung Echoes of the Unseen mit Arbeiten von Corina Gertz in der Galerie Clara Maria Sels in Düsseldorf zu sehen.


Vernissage und Rahmenprogramm

Die Vernissage findet am Donnerstag, den 4. September um 18.30 Uhr statt. Neben einer Einführung durch Isabelle von Rundstedt werden Corina Gertz und Kris Scholz selbst anwesend sein, um Einblicke in ihre künstlerische Arbeitsweise zu geben.

Besuchsdetails

  • Ort: Altes Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6, 40667 Meerbusch

  • Dauer: 5. September bis 9. November 2025

  • Öffnungszeiten: Sonntags von 11 bis 13 Uhr

  • Eintritt: frei

 
 
 
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